SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen
VI. Karte zum Pārāyana-Vagga:
Schluß-Verse - [Pali]
1124
- Ājita, Tissa-Metteyya, Punnaka und Mettagū,
- Dhotaka und Upasīva, Nanda und auch Hemaka,
1125
- Todeyya, Kappa, diese zwei; und Jatukannī hochgelehrt,
- Bhadrāyudha und Udaya, Posāla auch, der Priester dann,
- Mogharāja, voller Scharfsinn, und Pingiya, der große Seher, -
1126
- Diese traten vor den Buddha; ihm, dem Seher mit vollkommenem Wandel
- Fragen voller Tiefsinn stellend, nahten sie dem Höchsten Buddha.
1127
- Ihnen klärte der Erhabene wirklichkeitsgemäß die Fragen.
- Freudig stimmte so der Muni durch die Antwort jene Priester.
1128
- Als sie vom Klargeäugten, dem Erwachten, vom Sohn der Sonne so erfreut,
- Unter ihm, dem Höchsten Weisen, lebten sie den Heiligen Wandel.
11129
- Wer nun bei jeder dieser Fragen, wie vom Buddha sie erklärt,
- Dem getreu in seinem Leben wandelt,
- mag von diesem hin zum 'Anderen Ufer' gehen.
1130
- Von diesem mag er gehen zum 'Anderen Ufer',
- wenn auf dem Höchsten Wege er sich übt.
- Weil es ein Pfad ist, der zum 'Anderen Ufer' führt,
- daher spricht man vom 'Weg zum Anderen Ufer'.
*
(Die Jünger kehren zu Bāvari zurück.)
1131 PINGIYA
- Den 'Weg zum Anderen Ufer' will ich nacherzählen:
- So wie er schaute, hat er es verkündet,
- der Makellose, der so reich an Einsicht!
- Der Hehre, wunschlos, frei von Wähnen, warum denn sollte falsch er
sprechen?
K zufolge erreichten fünfzehn der Brahmanen-Jünger auf Grund dieser
Buddha-Belehrung die Heiligkeit. Pingiya aber gewann nur die Stufe der
Nichtmehrwiederkehr, und zwar wegen seiner Anhänglichkeit an seinen Onkel
Bāvari, vveil er immer wieder denken mußte: 'Diese herrliche Lehr-Verkündung hat
Bāvari nicht vernommen!' Die fünfzehn anderen Jünger folgten dem Erhabenen nach
Sāvatthi, während Pingiya zu Bāvari zurückkehrte, um ihm in den folgenden Versen
vom Buddha zu künden.
1132
- Der ausgemerzt den Makel der Verblendung,
- Der hinter sich gelassen Härte und den Dünkel,
- Seine Botschaft voller Schönheit,
- Lasset hier mich nun verkünden!
1133
- Besieger allen Dunkels, ein Erwachter,
- Das Auge, das da alles sieht,
- Der bis zum Welten-Ende vordrang,
- Hinausgeschritten über alles Dasein ist,
- Der Triebbefreite, Überwinder allen Leidens,
- Der wahrhaft so ist, wie er uns verheißen, -
- Er, Priester, ward verehrt von mir!
1134
- Gleichwie ein Vogel lassen mag ein unfruchtbar Gehölz,
- Im früchtereichen Haine dann sich niederläßt,
- So hab' auch ich gelassen, die an Einsicht arm sind,
- Dem Schwane gleichend, der zum Meere kam.
1135
- Die früher mir erklärten, bevor zur Lehre Gotamas ich kam:
- ,So war es' und 'So wird es sein', -
- Nur Überlieferungs-Glaube ist all dies;
- All das läßt wachsen nur das Grübeln!
1136
- Der Einzige, im Sitze der Erleuchtung alles Dunkel bannend.
- Der Strahlende, er brachte uns das Licht!
- Gotama, so reich an Weisheit, Gotama, an Einsicht reich,
Zeile a. - Eko tamanudāsino == tama-nudo āsino, wtl.: . . . der
Sitzende; sicherlich auf die Erleuchtung des Buddha zu beziehen, als er unter
dem Bodhi-Baume saß.
1137
- Der mir die Lehre hat gezeigt,
- Die klar ersichtlich ist und zeitlos,
- Die das Begehren endet und vom Elend löst,
- Für die es nirgend Gleichnis gibt!
1381 (BAVARI)
- Wie kannst du nur für einen Augenblick
- Entfernt sein von ihm, Pingiya,
- Von Gotama, so reich an Weisheit,
- Von Gotama, so einsichtsreich,
1139
- Der dir die Lehre hat gezeigt,
- Die klar ersichtlich ist und zeitlos,
- Die das Begehren endet und vom Elend löst,
- Für die es nirgend Gleichnis gibt?
1140 (PINGIYA)
- Nicht einen Augenblick bin ich von ihm entfernt, o Priester,
- Von Gotama, so reich an Weisheit, von Gotama, so einsichtsreich,
1141
- Der mir die Lehre hat gezeigt,
- Die klar ersichtlich ist und zeitlos,
- Die das Begehren endet und vom Elend löst,
- Für die es nirgend Gleichnis gibt!
1142
- Ich seh' im Geiste ihn, als ob mit meinen Augen,
- Bei Tag und Nacht, o Priester, unablässig.
- Verehrend ihn, verbringe ich die Nacht.
- Daher, so denk' ich, bin ich nicht entfernt.
1143
- Vertrauen, Freude, Denken, Achtsamkeit,
- Nicht weichen sie in mir von jener Satzung Gotamas.
- In welche Richtung auch der Weisheitsreiche hingeht,
- Nach dieser eben bin ich hingewandt.
1144
- Der alt ich bin und von geringer Kraft,
- Mich trägt der Körper nicht mehr hin,
- Doch im Gedankenfluge folge ich beständig!
- Mein Geist, o Priester, ist an ihn gebunden!
1145
- In einem Sumpfe gleichsam lag ich voller Zittern
- Und trieb von einer Insel hin zur anderen,
- Bis ich erblickte ihn, den Voll-Erwachten,
- Den triebbefreiten Fluten-Überwinder!
In einem Sumpfe . . .; K: "lm Morast der
Begierden."
Von einer Insel hin zur anderen; CNidd: "Von einem Meister zum anderen."
K: "Am Ende dieses Verses erkannte der Erhabene von Sāvatthi aus die geistige
Reife Pingiyas und Bāvaris und ließ von seinem Körper ein goldenes Licht
ausstrahlen. Pingiya, der dasaß und dem Bāvari des Buddha hohe Eigenschaften
schilderte, sah diesen goldenen Schein und, um sich blickend, sprach er
verwundert: 'Was ist dies?' Da sah er die Erscheinung des Buddha vor sich stehen
und sprach zu Bāvari: 'Der Erhabene ist gekommen!' Der Brahmane erhob sich von
seinem Sitz und blieb mit verehrend erhobenen Händen stehen. Licht ausstrahlend
zeigte sich der Erhabene nun auch dem Bāvar; und, das für beide Heilsame
kennend, redete er Pingiya mit diesem Verse an 'So wie es heißt von Vakkali . .
.'"
1146 (DER ERHABENE)
- So wie von Vakkali es heißt,
- Daß sein Vertrauen ihn befreite,
- Und ebenso Bhadrāyudho und Gotamo aus Ālavi,
- In solchem Maße fass' auch du Vertrauen!
- Jenseits des Todbereiches gehst du dann, o Pingiya!
Über Vakkali, den Glaubensstarken, siehe Samyutta-Nik.
22, 87 Gotamo aus Ālavi ist wohl, wie K. E. Neumann vermutet, mit dem
Laien-Anhänger Hatthaka aus Ālavi, der häufig im Anguttara-Nikāya erwähnt und
gerühmt wird, identisch; s. Bemerkung vor Anm. 184.
K. E. Neumann schreibt auch diesen Vers 1146 dem Pingiya zu. Da aber dieser
im Verse selber angeredet wird und es sich wohl kaum um einen Monolog handelt,
ist diese Annahme sicherlich unzutreffend.
1147 (PINGIYA)
- Noch stärker fühl' ich freudiges Vertrauen,
- Nachdem des Muni Worte ich gehört:
- Er ist es, der den Schleier hob, ein voll Erwachter,
- Der frei von inneren Schlacken und voll scharfer Einsicht,
1148
- Der Über-Göttliches durchschaut,
- Der alles Hohe, Niedere kennt,
- Der Meister, der ein Ende macht den Fragen,
- Der Zweifler zu Zufriedenen macht!
1149
- Zu dem, was unverstörbar, nimmer wankend,
- Für das es nirgend Gleichnis gibt,
- Dorthin gewiß will meinen Weg ich nehmen,
- Nicht hab' ich Zweifel mehr daran!
- So magst du kennen meines Herzens Neigung!
Zeile a/b. - Hiermit ist das Nibbāna gemeint.