Siebenhundert Jahre vor dem Erscheinen des Buddha lebte in einem Dorf bei Sāvatthī ein junger Mann, der einen Einzelerwachten unterstützte. Seine Mutter suchte ihm ein Mädchen aus guter Familie. An seinem Hochzeitstag ging er mit Freunden zum Baden. Da wurde er von einer Schlange gebissen und starb. Weil er einen Einzelerwachten unterstützt hatte, war ihm ein großes Verdienst gewiß. Weil er aber im Todesaugenblick sehnsüchtig an seine Braut gedacht hatte, gelangte er nur zu einem glücklichen Gespensterdasein. Dort besaß er große magische Macht. Er wollte gern seine Braut zu sich holen und überlegte, durch welche Tat sie wohl soviel Verdienst erwerben könnte, daß dies möglich war. Da sah er einen Einzelerwachten, der seine Robe flickte. Flugs nahm er kraft seiner magischen Macht menschliche Form an, grüßte ihn und fragte, ob er wohl Garn brauche. Jener antwortete nur: "Wir bereiten Roben, Laienanhänger." Da zeigte er zum Hause seines Mädchens und sagte, dort möge er um etwas Garn bitten. Der Einzelerwachte ging zu jenem Haus und stand stumm an der Tür. Das Mädchen aber erkannte, daß er Garn benötigte. Voll Verehrung für den Ehrwürdigen gab sie ihm ein ganzes Fadenknäuel. Der Peta aber ging als Mensch auch zum Haus des Mädchens und blieb dort einige Tage. Um ihrer Mutter zu helfen, füllte er kraft seiner Magie alle Gefäße im Haus mit Gold und Juwelen, worauf er überall eine Inschrift anbrach-te: "Dieser Reichtum ist von den Göttern gegeben und darf von niemandem genommen werden." Darauf nahm er sein Mädchen und entführte es zu seinem Vimāna. Ihre Mutter spendete von dem Reichtum an alle Bedürftigen und erfüllte auch ihre Bedürfnisse. Als sie starb, sagte sie zu ihren Verwandten: "Wenn meine Tochter wiederkommt, zeigt ihr das Vermögen."
Nachdem das Mädchen siebenhundert Jahrelang mit dem Peta in dessen Vimāna verbracht hatte, wurde sie es leid. Sie bat ihn, sie zu ihrem Haus zurückzubringen, und sprach zu ihm:
Das Mädchen belehrte dann die Menschen an ihrem Ort über Saat und Ernte. Dann
nahm sie den Reichtum, der noch vorhanden war, nachdem sie sich den Nachkommen
ihrer Familie offenbart hatte, und spendete sieben Tage lang an Asketen und
Brahmanen. Dann starb sie und erschien bei den Dreiunddreißig wieder.
Bemerkungen:
Diese Entführung ähnelt I,1, II,12 und IV,11. Hier in II,11 wird aber berichtet, daß der Mensch eine gute Tat tun muß, die es ihm ermöglicht, zu einem Vemānika Peta zu kommen. Außerdem muß der Peta genug magische Macht besitzen, um den Menschen dorthin holen zu können. Hier kamen beide Bedingungen zusammen, und so konnte die Frau siebenhundert Menschenjahre bei ihrem Bräutigam bleiben, die ihr wie sieben Jahre vorkamen (344). Ihre menschliche Lebenskraft alterte dort viel langsamer. Aber nach den siebenhundert Jahren näherte sie sich dem Ende. Daher wurde sie unzufrieden und wollte auf Erden zurück, um noch gute Werke zu tun und für das nächste Leben zu sorgen. Der Peta warnte sie indes: Auf Erden werde sie eine alte, gebrechliche Greisin sein und nur noch sieben Tage zu leben haben. Sie bestand aber aus gutem Grund darauf, zurückzukehren. Da brachte er sie zurück.
Daß das Haus siebenhundert Jahre stehengeblieben ist und daß noch Nachkommen leben, das wäre bei uns von Burgen und Schlössern denkbar, die jahrhunderte lang im Besitz derselben Familie sind und wo noch Besitz der Vorfahren aufbewahrt wird. Jedenfalls tat sie zwei gute Werke: Sie belehrte die Menschen über das Karma, und sie unterstützte Asketen. Dadurch kam sie zwei Himmel über das Menschentum.
Was aus dem Peta wurde (Yakkha in 343 genannt) und was aus seiner Mutter wurde, ist nicht berichtet. Auch ist nicht gesagt, ob der Einzelerwachte, den er unterstützt hatte und der, dem seine Braut das Fadenknäuel schenkte, derselbe ist.