Das Licht der Lehre

von Sri Gnanawimala Maha Thero

1. Der Weg zum Glück !


Das Thema des heutigen Vortrages lautet: der Weg zum Glück. Versuchen wir zunächst einmal, uns über das Wesen des Begriffs "Glück" Klarheit zu verschaffen! Mit dem Glück verhält es sich ähnlich wie mit der Gesundheit: niemand kann angeben, worin Gesundheit "an sich" besteht, aber jeder vermag sofort ein Dutzend Krankheiten aufzuzählen und zu erklären, worin sie nicht besteht.

Ebenso beim Glück - es ist ein so seltener Gast in unserem Dasein, daß es uns viel leichter fällt, sein Gegenteil, das Unglück, in den vielfältigen Formen des Leides vorzustellen und zu begreifen.

Leid ist ein allgemein bekannter Zustand, von anfangslosen Zeiten her allen Lebewesen als Daseinsgrundlage vertraut. Steckt doch die leidvolle Erfahrung eines unendlich langen Daseinskreislaufes als instinktive Angst vor neuem Schmerz in den tiefsten Tiefen des Bewußtseins. Jedes Wesen fürchtet Schmerz und versucht, ihm zu entfliehen. Nicht die Vorstellung eines positiven Zieles führt die Lebewesen zu immer höheren Daseinsstufen - es ist die rastlose Flucht vor dem Leid, die zum Entwurf immer neuer Existenzformen zwingt und die Entwicklung der Organismen vorantreibt. Und dennoch steuern alle Lebewesen in einer großen Bewegungsrichtung unbewußt oder bewußt auf das gleiche Ziel, auf jenen Zustand vollkommener Zufriedenheit, Wunschlosigkeit und Harmonie zu, der von aller Kreatur als höchster Daseinswert angestrebt wird und den wir mit "Glück" bezeichnen.

Auf ihrer Wanderung durch das Daseinslabyrinth lernen die Lebewesen, wenn auch erst nach Beschreiten unzähliger Irrwege, sich allmählich zu orientieren und ihre Erfahrung bewußt zu machen. Auf dieser Stufe entwickeln sie die Fähigkeit, zu denken. Nun ist aber diese neue Errungenschaft eine zweischneidige Sache: einerseits öffnet sich mit ihr der Zugang zum Pfad der Befreiung, andererseits droht aber auch der Abstieg in elende Daseinsformen, verbunden mit unermeßlichem neuen Leid.

Denken verleiht den Wesen eine große Macht, die zu einem qualitativen Sprung in ihrer bisher allmählich verlaufenden Entwicklung führen kann. Weil nämlich das Denken die einzelnen mal hierhin, mal dorthin gerichteten Willensimpulse zu einer einzigen gerichteten Stoßkraft zu vereinen vermag, tritt auch die entsprechende Wirkung gerichtet und mit großer Stärke in Erscheinung. Der vom Denken gelenkte und konzentrierte Wille entscheidet in bisher ungewohntem Ausmaß über Wohl oder Wehe der Wesen, über ihr Glück oder Unglück.

Wie kommt es aber, daß nicht alle Wesen, die sich bis zur Entwicklungsstufe des denkenden Menschen mühsam emporgearbeitet haben, spontan den richtigen weiteren Weg finden? Es liegt an der zwiespältigen, widerspruchsvollen, dialektischen Natur des Denkens. Unser Verstand arbeitet so, daß er jede Wahrheit nur in Widersprüchen fassen kann. Diese Widersprüche beruhen nicht etwa auf falschem Denken, sie liegen vielmehr in der Natur des begrifflichen Denkens selbst begründet. Sie treten eigentlich auch erst dann klar zutage, wenn man ein Problem bis in seine letzten Konsequenzen hinein untersucht und durchdenkt. Soviel Scharfsinn ist aber nicht allen denkenden Wesen gegeben. Oft dringt deshalb die Erkenntnis nicht zum Wesen eines Sachverhaltes vor, sondern bleibt in seiner einseitigen Auffassung stecken.

Solches einseitig - dogmatische Denken, das sich von der Erfahrungsgrundlage gelöst hat, wird zu einer großen Gefahr, weil es nicht die ganze Wirklichkeit widerspiegelt. Es führt zu den Irrwegen des Extremismus, die in Elend und Verzweiflung münden. Welches sind diese Irrwege in bezug auf das angestrebte Ziel aller Wesen, das Glück? -

Ein Extrem liegt im hemmungslosen Sinnengenuß, das andere in übertriebener Askese und Selbstpeinigung. Wenden wir uns zunächst dem ersten Extrem zu! Viele Menschen glauben allen Ernstes, daß die Naturtriebe wie Hunger, Durst, Schlaf und Sexualität die Voraussetzungen zum Glück sind. Wenn ihre Bedürfnisse befriedigt sind, begeben sie sich sofort wieder auf die Suche nach neuen Auslösern, um die Triebe wieder anzufachen. Doch damit nicht genug - sie verwenden ihr Denken zu falschen Zwecken, indem sie etwa sagen: Glück genießt man bei der Befriedigung der Begierden; deshalb laßt uns neue, noch unbekannte Begierden ersinnen, die uns dann neue Möglichkeiten der Befriedigung und des Glücks eröffnen. Solche Menschen sind vergleichbar jenem Narren, der immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand schlägt und sich dann am Nachlassen des Schmerzes freut.

Aber auch das andere Extrem, die übertriebene Askese, zeugt nicht von mehr Intelligenz. Hier unterwirft sich der verblendete Mensch unnützen Quälereien in der Hoffnung, damit die leidigen Naturtriebe ausrotten zu können. In Wahrheit aber macht er sich dadurch das ohnehin leidbehaftete Dasein noch unerträglicher. Wer mit Gewalt die Naturtriebe zu vernichten trachtet, gleicht einem Irren, der, um die Dunkelheit zu vertreiben, mit dem Schwert gegen sie vorgeht. Er wird auf diese Weise die Dunkelheit nicht ausrotten, leicht aber großen Schaden anrichten. -

Beide Extreme führen also nicht zum Glück, sondern nur noch tiefer in ohnmächtige Triebhaftigkeit und in neues Leid. Weder zügelloses Nachgeben noch peinvolles Abtöten des Begehrens bringen uns dem Ziel näher. Es sind Irrwege, die der einsichtige Mensch vermeidet.

Um den richtigen Weg erkennen zu können, müssen wir noch tiefer in das Problem eindringen und uns nach dem Wesen des Begehrens fragen. Begehren ist eine Willensregung. Jede Willensregung drängt auf Veränderung, und die Richtung dieser angestrebten Veränderung ist immer die gleiche: hin zum Angenehmen, weg vom Unangenehmen. Gäbe es nun einen Bewußtseinszustand absoluter Ausgeglichenheit und Harmonie, dann könnte es in diesem Bewußtsein keinerlei Wunsch nach Veränderung geben. So aber offenbart jede Willensregung den Zustand des Unbefriedigtseins, des Leidens. Die Stärke des jeweiligen Willens ist geradezu ein Maß für das empfundene Unbehagen. Je unbefriedigender die Wirklichkeit, desto heftiger das Verlangen nach Abwechslung, Ablenkung, Veränderung. Begehren ist seiner Natur nach Leiden. Wo Leiden ist, kann kein Glück sein. Wenn wir Gesundheit anstreben, müssen wir frei werden von allen Krankheiten. Ebenso müssen wir die Wurzel allen Leides, das Begehren, aufheben, wenn wir glücklich werden wollen.

Nun sagen da einige liebe Leute: "Nicht alles Leid wurzelt doch in Begehren. Wenn mich ein Auto überfährt und ich großen Schmerz und Kummer erleiden muß, dann kommt doch dieses Leid von außen auf mich zu, ganz ohne mein Zutun, geschweige denn mein Begehren." -

Begehren aber, liebe Leute, erschöpft sich nicht im Habenwollen äußerer Dinge. Begehren reicht hinab bis an die Wurzeln unserer individuellen Existenz, bis in jenen tiefen Abgrund unseres Bewußtseins, in welchem Innen und Außen nicht geschieden sind. In seiner reinsten und dabei blindesten Wirkensform äußert sich Begehren in tanhā, dem Lebensdurst. Mit ihm beginnt der Werdeprozeß, eine ununterbrochene Kette von Greifvorgängen, einzig in Gang gehalten durch fortwirkendes, unstillbares Begehren.

Zum aktiven Ergreifen gehört notwendig auch das passive Ergriffenwerden; daß diese Trennung aber sich nirgendwo anders als im Bewußtsein vollzieht und dieses im Greifeprozeß selbst gespalten wird, kann infolge Unwissenheit (avijjā) nicht gesehen werden. Wir identifizieren uns in jedem Augenblick mit dem Begehren, das wir unseren Willen nennen, nicht aber zugleich mit seinen Folgen, welche beide erst unsere gesamte Wirklichkeit ausmachen. Mit jedem Akt des Ergreifens treiben wir die Spaltung des Bewußtseins weiter, bis wir als Ich-Wesen isoliert einer fremden Welt gegenüberstehen. Dann freilich ist es uns ein völliges Rätsel, warum uns dies oder jenes "zustößt", und wir sprechen von blindem Zufall.

Wenn wir nun halbwegs begriffen haben, wie tief das Begehren in uns steckt, ja daß unser Ich sich in den unablässigen, von Begehren ausgelösten Willensakten ganz erschöpft und abgesehen von diesen eigentlich nichts ist, mag uns ein begehrensfreier Zustand wie ein frommes Wunschbild unserer Phantasie vorkommen. Aber es gibt diesen Zustand wirklich, und er kann auf systematische Weise erreicht werden, und zwar nicht in einem fernen "Jenseits", sondern bereits in diesem Leben. Allen denkenden Wesen steht ein Weg offen, der mit Sicherheit zum Ziele führt. Dieser Weg zum Glück, den der Buddha gewiesen hat, ist der Edle Achtfache Pfad.

Der erste Schritt auf diesem Pfad beginnt mit Rechter Erkenntnis. Zunächst einmal sollte klar begriffen werden, daß Begehren Leiden ist und seine Befriedigung nur neues Begehren, also neues Leiden schafft. Wie leidet ein Mensch, wenn er das, was er heiß begehrt, nicht erhalten kann! Aber auch, wenn es ihm gelingt, seinen Wunsch erfüllt zu sehen, dauert dieses vermeintliche Glück nicht lange, denn schon erheben sich neue Wünsche, die befriedigt werden wollen. Begehren ist ein sich ständig wiederholender, leidvoller Zustand, der keinen Frieden finden läßt. Ebenso wenig, wie man mit Salzwasser den Durst löschen kann, kann man durch Befriedigung des Begehrens Glück erlangen.

Wenn diese Tatsache erst einmal wirklich erkannt ist, ergibt sich aus der Rechten Einsicht die Rechte Gesinnung, eine Willenswendung. Der Wille dient dann nicht länger als bloßes Werkzeug der Triebbefriedigung, sondern wird frei für die Verwirklichung der ungeheuren Möglichkeit, die im Menschendasein steckt: die Fessel der elenden triebhaften Bindung zu sprengen und den Sprung in die völlige Freiheit zu wagen. Dabei dürfen wir aber unsere Kräfte nicht überschätzen und etwa glauben, uns mit einem gewaltigen Willensakt von allem losreißen zu können. Vielmehr müssen wir sorgfältig die Gesetze und Bedingungen unserer Wirklichkeit erforschen und die Grenzen erkennen, die uns in ihr gesetzt sind und die wir zunächst einmal als Gegebenheiten hinnehmen müssen, ohne sie sofort ändern zu wollen. Mit der Kenntnis dieser Grenzen werden erst die jeweils realen Möglichkeiten sichtbar, auf welche wir dann unser Bemühen konzentrieren. Wenn wir Schritt für Schritt vorgehen und langsam unsere Verhaftungen lösen, bleiben uns viele Enttäuschungen und Rückschläge erspart.




Die erste praktische Folge unseres Gesinnungswandels besteht in einer Überprüfung unseres Verhaltens der Umwelt gegenüber. Wenn wir uns daran erinnern, daß alle Wesen wie wir selbst Schmerz und Kummer fürchten und nach dem Glück suchen, wird uns mit Erschrecken bewußt, wie oft wir aus Gedankenlosigkeit oder gar Boshaftigkeit zur Quelle unermeßlicher Leiden wurden. Im Taumel rücksichtsloser Gierbefriedigung haben wir gar nicht bemerkt, wie viel Kummer und Schmerz wir anderen zufügten. Jetzt aber sollte uns klar sein, daß wir niemals unser Glück auf dem Unglück anderer gründen können. Was wir anderen an Leid zufügen, wird mit unabwendbarer Notwendigkeit letztlich doch nur uns selbst treffen, und zwar völlig unabhängig davon, ob wir dann noch zwischen Ursache und Wirkung eine Verbindung ziehen können oder nicht. Das sind dann die unerklärlichen Unglücksfälle, die uns von außen zustoßen, Krankheiten, Unfälle, Verlust an Hab und Gut, Ärger und Verdruß. Wie also vermeidet man in Zukunft dieses unnütze Leid? - Indem man sich darum bemüht, zumindest die "Silas", die fünf sittlichen Grundregeln zu halten, deren strikte Befolgung unerläßlich ist für jeden, der ernsthaft nach dem Glück sucht. Diese Regeln sind:

  1. Abstehen vom Töten und Verletzen lebender Wesen.
  2. Nicht nehmen, was einem nicht gegeben ist.
  3. Keinen Ehebruch.
  4. Keine Lügen.
  5. Abstehen von Alkohol und anderen Rauschmitteln, welche es dem Geist unmöglich machen, Klarheit zu bewahren.


Jedem gesunden Menschen dürfte es nicht schwer fallen, diese fünf Regeln einzuhalten. Sie stellen das Minimum an Anforderungen an jeden einzelnen dar, welches zu einem halbwegs konfliktfreien Miteinander erforderlich ist. Wer aber infolge fortgesetzten unheilsamen Lebenswandels suchthaft tötet, stiehlt, ehebricht, lügt oder Rauschgifte konsumiert, sollte alle seine Energie darauf richten, von diesen übelsten aller Fesseln loszukommen, um die erreichte Entwicklungsstufe menschlichen Daseins nicht zu gefährden.

Denn hierüber ließ der Buddha keinen Zweifel: wer die erlangten Verstandeskräfte zu nichts anderem verwenden kann als zur Schädigung anderer Wesen und seiner selbst, wird nicht als denkendes Wesen wiedergeboren werden.

Im Edlen Achtfachen Pfad sind die fünf Regeln , in den Pfadgliedern Rechte Rede, Rechte Tat und Rechter Lebenserwerb enthalten, und zwar in etwas erweitertem Umfang. Diese Pfadglieder werden zusammengenommen SILA oder Tugend genannt. Zur Tugend gehört auch das aktive Bemühen, anderen Wesen, die in Not geraten sind, zu helfen und Unheil von ihnen abzuwenden.

Welchen Gewinn aber bringt ein tugendhaftes Verhalten für uns selbst? -

Zunächst einmal ersparen wir uns natürlich eine Masse Komplikationen mit der Umwelt, mit welchen der unsittlich Lebende unweigerlich zu rechnen hat. Wichtiger aber ist die innere geistige Entwicklung. Während der Sittenlose bei der Ausführung und Verheimlichung seines Tuns nur seine üblen Charakteranlagen zur Reife bringt und die fortschreitende Verwahrlosung des Geistes von Depressionen, Angstzuständen und Gewissensbissen begleitet ist, entfaltet der Tugendsame zu seiner und aller Welt Freude seine besten Eigenschaften und kommt dabei in den Genuß des ersten fühlbaren Glücks, der Ruhe des reinen Gewissen.

Ein ruhiges Gewissen ist etwas Wunderbares. Es geht eine starke heilsame Kraft von ihm aus, die den ganzen Menschen wie mit einem Schutzmantel umhüllt. Diese Kraft kann jeder entwickeln. Wenn wir immer unser Gewissen zur Richtschnur unseres Handelns machen, werden wir stets ein ruhiges Gewissen bewahren und in den meisten Fällen auch das Richtige tun. Alle Irrtümer aber, die uns dabei noch unterlaufen mögen, erweisen sich dann als notwendige und nützliche, weil sie unser noch unvollkommenes Wissen korrigieren helfen und so die Zuverlässigkeit künftiger Entscheidungen erhöhen. Mit der Zeit wird sich unser Maßstab für das, was wir für heilsam oder unheilsam halten, verschieben; wir werden feinere Unterscheidungen treffen könnend und höhere Ansprüche an unser sittliches Verhalten stellen.

Die letzten drei Glieder des Edlen Achtfachen Pfades gehören zur Gruppe der samādhi oder Geistessammlung. Hier nun verlassen wir das Feld äußerer Aktivität und wenden uns dem inneren Erfahrungsbereich zu, unserem Organismus mit seinen körperlichen und geistigen Funktionen. Im Pfadglied Rechte Anstrengung geht es dabei um die Beobachtung und Kontrolle der Willensregungen. Weil alle bewußten Taten im Denken beginnen, müssen wir unseren Geist zu gutem Denken erziehen. Wenn wir Herr unserer Gedanken wären und jeden üblen Impuls sofort durch einen guten unwirksam machen könnten, würde unser Handeln von spontaner Gutheil sein. Diese unvergleichliche Sicherheit können wir durch Befolgen von Tugendregeln allein nicht erreichen. Wir müssen durch beständige Wachsamkeit den Geist rein halten von allem Übelwollen, aller Begierde und allen Zuständen wahnhafter Trübung.


Mit dem Schwinden dieser geistigen Fesseln erreicht unser Denken den erforderlichen Grad von Objektivität und Reinheit, der zum Pfadglied Rechte Achtsamkeit überleitet. Hier richtet sich der Geist auf das pausenlose Entstehen und Vergehen von Körperfunktionen, Wahrnehmungen und Gefühlen, die in endloser Aufeinanderfolge bewußt werden. Während dieser Betrachtung des unablässigen Wechsels von Bewußtseinszuständen verlieren alle vormals so schönen Formen und Farben, begehrten Töne, wohlriechenden Düfte, angenehmen Berührungen ihre Anziehungskraft und offenbaren ihre wahre vergängliche und unbefriedigende Natur. Sie haben bald nicht mehr die Kraft, den Geist zu betören, dessen fortschreitende Befreiung von wachsendem Glücksgefühl begleitet ist.

Eines Tages aber durchbricht der Geist die letzte Fessel und durchschaut die ungeheure Illusion, die der Buddha Ich-Wahn nennt und welche die Grundlage von Gier und Haß bildete. Die Befreiung von der Ich-Fessel bringt ein unbeschreibliches, nicht in Worte zu fassendes Glück. Dieses Glück heißt im Buddhismus Nibbāna, die Freiheit von Gier, Haß und Verblendung. Diejenigen, die den Anweisungen des Erhabenen vertrauensvoll gefolgt sind und nun am Ziel angelangt sind, können dann jubeln:

Hochglücklich, wahrlich, leben wir:
Haßfrei unter Gehässigen,
Nicht krank unter Krankhaften,
Gierfrei unter Gierigen,
Wir, denen nichts zu eigen ist!
Von Freude zehrend werden wir Gleich Göttern sein im Strahlenkleid!

(Dhammapada 197-200)

Wer hier angelangt ist, hat getan, was überhaupt zu tun möglich war. Er weiß, daß er mit der letzten Verhaftung, dem Ich-bin-Glauben, die Daseinsgrundlage selbst aufgelöst hat und dem Kreislauf leidhafter Wiedergeburten nicht mehr unterworfen ist. Als Heiliger lebt er sein letztes Dasein, rein und still geworden, und haftet an nichts mehr. Am Ende des Pfades angelangt, fließt sein Geist in Vollkommener Sammlung ein in den uferlosen Ozean unendlicher Seligkeit.

Das also ist der von Buddha gewiesene Weg zum Glück. Kein Sinnesgenuß führt zu diesem Ziel, keine Kasteiung, kein noch so großes Opfer, kein Gebet zu den Göttern. Es ist ein Weg der Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstbefreiung, und nur über diese Stufen kann letzte Vollkommenheit erreicht werden. Auch wenn wir, die wir in Unvollkommenheit und Schwachheit diesen Weg beginnen, in diesem Dasein noch nicht das höchste Ziel, Nibbāna, erreichen, wird uns doch auf allen Stufen seiner bewußten Verwirklichung Glück und Segen zuteil. Der Weg des Buddha ist glückbringend am Anfang, in der Mitte, und am Ende. Wer diesen Weg erst einmal beschritten hat, wird mit Sicherheit und auf dem kürzesten Wege Nibbāna gewinnen, in diesem oder einem anderen Leben. Der Erhabene hat das höchste Ziel erreicht, und unzählige Jünger sind ihm nachgefolgt. Sein Weg ist die einzige Möglichkeit, uns von der Fessel zu befreien, die uns ans Rad des Lebens bindet.


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