Loslassen oder Loswerden?

Hallo,

ich habe gehört, dass es heilsam ist, wenn ich los lasse und weniger werde und dass es unheilsam ist, wenn ich will und will und will oder loswerden will.

Was ist der Unterschied zwischen loslassen und loswerden wollen?

Ich denke dass das was ich loswerden will auf mein Ego bezogen ist, es mir also ohne das besser gehen soll. Beim Loslassen wird das Ich kleiner.

Wenn ich sage, ich möchte meine Beziehung beenden oder ich will keine Kinder weil ich dann mehr Raum zum Praktizieren habe, ist das loslassen oder loswerden?

Ist der Wunsch nach Erleuchtung und der Satz "ich will erleuchtet sein" eine Vergrößerung der Ichbezogenheit?

Was ist mit "ich will nicht mitgehen weil ich lieber meditiere".

Ich hoffe Sie verstehen worauf ich hinaus will.

Liebe Grüsse

Sandra


Liebe Sandra,

es ist richtig, jeder Wunsch und jedes Wollen ist mit Anhaften verbunden und schafft wiedergeburtserzeugendes Karma.

 

Aber, der Wunsch, "ich will erleuchtet sein" gibt Dir Kraft und Energie, um auf dem Weg zur Erlösung voranzukommen. Es ist also praktisch ein Hilfsmittel und muss selbstverständlich eines Tages - wenn es seine Schuldigkeit getan hat - zurückgelassen werden.

 

Buddha hat das sehr schön in dem Gleichnis mit dem Floß dargestellt. Wenn man einen Fluss (den der Begierden) überqueren will, um das rettende andere Ufer, (das Nibbāna) zu erreichen, baut man sich ein Floß. Wenn man mit dem Floß das andere Ufer erreicht hat, wird man es sich wohl kaum auf die Schultern laden und damit weitergehen. Man lässt es dort liegen und geht weiter oder baut sich ein anderes Hilfsmittel, um auf dem Landweg schneller voranzukommen. Du kannst das Gleichnis im Majjhima Nikaya 22 nachlesen.

 

Wir brauchen also Hilfsmittel wie "ich will erleuchtet sein", "ich will ehrlich bleiben", "ich werde nicht mitgehen (um irgendwelchen Unsinn zu machen)", etc., um voranzukommen. Wichtig ist nur sie aufzugeben, wenn man sie nicht mehr braucht, sonst werden sie zum Hindernis.

 

Leider muss man immer wieder feststellen, wie Leute die mit irgendeiner Meditations-Methode oder anderen Dingen und Führern, wie z.B. Jesus Christus, vorangekommen sind, daran festhalten und damit ein Weiterkommen auf dem Weg zur Erlösung verhindern. 

 

Es ist also richtig loszulassen, Negatives sofort, und die Dinge die uns weiterbringen erst dann, wenn wir sie nicht mehr brauchen. Siehe auch A.iii.79.

Wolfgang


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