Note 115 zu D. 33
Der vor Gotamo nicht gekannte Ausdruck von den heiligen Zuständen, ariyavāsā, ist inschriftlich durch Asoko bestätigt, auf dem 2. Bairater Edikt Zeile 5. - Wie der Jünger noch über die letzten, feinsten, zähesten Fesseln des Geistes hinwegkommen muß, zeigt ein Gespräch zwischen Sāriputto und Anuruddho, im Anguttaranikāyo, Tikanipāto No. 131 (PTS 128), ed. Siam. p. 368.
Eines Tages begab sich der ehrwürdige Anuruddho dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte, tauschte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm, setzte sich beiseite nieder und sprach dann also: «Ich kann da, Bruder Sāriputto, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, tausend Welten überblicken. Auch habe ich mir Kraft erworben, unbeugsame, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, beschwichtigt ist der Körper, unregsam, gesammelt das Gemüt, einig geworden. Aber trotzdem wird mein Gemüt nicht ohne Anhangen vom Wahne frei.» Sāriputto antwortet darauf: «Wenn es dir, Bruder Anuruddho, so ergeht: 'Ich kann mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, tausend Welten überblicken', so ist Dünkel dabei. Wenn du ferner, Bruder Anuruddho, bekennst: 'Auch habe ich mir Kraft erworben, unbeugsame, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, beschwichtigt ist der Körper, unregsam, gesammelt das Gemüt, einig geworden', so ist Stolz dabei. Und wenn du dann, Bruder Anuruddho, bemerkt hast: 'Aber trotzdem wird mein Gemüt nicht ohne Anhangen vom Wahne frei', so ist Unmut dabei. Gut wär' es denn, wenn der ehrwürdige Anuruddho von diesen drei Dingen lassen, dieser drei Dinge vergessen möchte, um das Gemüt unsterblicher Artung nahezubringen.» Da hat nun der ehrwürdige Anuruddho im Verlaufe der Zeit von jenen drei Dingen gelassen, jener drei Dinge vergessen und das Gemüt unsterblicher Artung nahegebracht. Auch einer war dann alsbald der ehrwürdige Anuruddho der Heiligen geworden. -
Dem geschichtlichen Beobachter sei zu einiger Beachtung empfohlen, daß über dieses letzte Ziel des indischen Mönchs bei uns im Abendlande schon vor dritthalb Jahrhunderten berichtet wurde: kurz, aber erheblich besser als in allen mir bekannten neueren Darstellungen des Gegenstandes. Es ist der Pere LE GOBIEN von der Mission in China gewesen, der über die Bramenes, wie er die indischen Asketen im allgemeinen nennt, so vortrefflich gesprochen hat, daß seine Angaben dem soeben mitgeteilten Text aus dem Anguttaranikāyo vollkommen gemäß bestehn.