Note 114 zu D. 33

Aus einer Rede im Anguttaranikāyo IV No. 38 ed. Siam. p. 53f, übernommen:

«Wie aber, ihr Mönche», fragt dort Gotamo, «hat ein Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt?», und gibt die Antwort: «Da hat, ihr Mönche, ein Mönch was da der gewöhnlichen Asketen und Priester gewöhnliche, einzeln gültige Wahrheiten sind, als wie etwa: 'Ewig ist die Welt' oder 'Zeitlich ist die Welt', 'Endlich ist die Welt' oder 'Unendlich ist die Welt', 'Leben und Leib ist ein und dasselbe' oder 'Anders ist das Leben und anders der Leib', 'Es besteht ein Vollendeter jenseits des Todes' oder 'Nicht besteht ein Vollendeter jenseits des Todes', 'Es besteht und besteht nicht ein Vollendeter jenseits des Todes' oder 'Weder besteht noch auch besteht nicht ein Vollendeter jenseits des Todes' alle diese Ansichten hat er abgeschüttelt, abgeworfen, abgestoßen, von sich getan, sich ihrer entledigt, sich ihrer entäußert, sich davon befreit. Also, ihr Mönche, hat der Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt.»

Die weiteren Ausführungen dieser Rede gibt Sāriputto oben wörtlich genau mit noch anderen wieder, bis auf den letzten Abschnitt: dieser ist dort unter den Begriff patilīno an Stelle von suvimuttapañño gebracht, «abwendig», statt «in Weisheit wohlabgelöst» sein. Der Inhalt ist derselbe, die Fassung ist aber im Anguttaranikāyo hierbei so knapp wie möglich gehalten. Der Absatz lautet:

«Wie aber, ihr Mönche, ist ein Mönch abwendig? Da hat, ihr Mönche, ein Mönch den Dünkel der Ichheit überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Also, ihr Mönche, ist der Mönch abwendig. Ein Mönch, ihr Mönche, der die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt, das Verlangen nach Ausroden und Anbauen beglichen, die körperliche Unterscheidung beschwichtigt hat, der wird <abwendig> genannt.»

Bei sonst vollkommener Gleichheit ist also ein kürzeres Merkwort gebraucht, patilīno. Es ist selten, kommt so nur ein oder das andere Mal noch vor im Anguttaranikāyo IX No. 42 = Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. I p. 64 mit dem Ausdruck patilīnanisabho muni, «der abwendige ungesellte Denker», und Suttanipāto v. 810, 852; außerdem ist das Verbum patilīyati noch ein paar Mal zu finden, cittam patilīyati, «das Gemüt wird abwendig», Anguttaranikāyo VII No. 46, und pāninā patilenissāmi, «ich werde mit der Hand abwehren», Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. II p 235. Es ist demnach dieser seltene Ausdruck und Begriff besser zu unterscheiden von dem sehr oft gebrauchten patisallīno, patisallānam, von patisamlīyati (cf. Anm. 612), «zurückgezogen, Zurückgezogenheit», und ihm nicht gleichzustellen, wie OLDENBERG meint, Sacred Books of the East vol. XXIX p. 92,12 n. Denn das eine Mal handelt es sich um eine tägliche Übung und Gepflogenheit des Mönchs, die Stunden der Zurückgezogenheit; wahrend das andere den zuhöchst verwirklichten Fall von Abwendung darstellt. -

Auf das oben im Text voranstehende Merkwort «einsam beschirmt», ekārakkho, darf das schöne Gespräch über den ekavihāri, den einsam Weilenden, bezogen werden, Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. II p. 251. Bei Rājagaham hielt sich einst einer der älteren Mönche auf: der lebte einsam und pries das einsame Leben. Er ging allein nach dem Dorf um Almosenbrocken, allein kehrte er zurück, allein pflegte er verborgen zu sitzen, allein auf- und abzuwandeln. Über diesen wird dem Meister berichtet. Der läßt ihn zu sich berufen und fragt ihn, ob er wirklich ein so einsames Leben führe. Auf die bejahende Antwort erwidert nun Gotamo: «Es ist das, Würdiger, ein einsames Leben, ich sage nicht, daß es das nicht sei. Wie aber, Würdiger, das einsame Leben weiterhin vollständig wird, das höre und merke wohl, ich werd' es dir sagen. Da hat man, Würdiger, was vergangen ist aufgegeben, was künftig wird abgestoßen, und bei den gegenwärtigen Beziehungen auf den eigenen Zustand den Willensreiz beharrlich vertrieben. So aber, Würdiger, ist das einsame Leben weiterhin vollständig geworden.

Allüberwinder, Allerkenner, kundig,
Von allen Dingen ewig abgeschieden,
Verlassend alles, durstversiegt entwesen:
Er, sag' ich, ist es, der da lebt alleinsam.»

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