Note 113 zu D. 33

Anblick und Vorstellung nur einer bestimmten Farbe ist ein wohlerprobtes, leicht handliches Mittel zur Sammlung des Geistes, zur Säuberung von den verschiedenartig störenden Einflüssen rings umher: so auch in der 16. Rede, und in der Mittleren Sammlung 571-573 gezeigt.

Es sind sonst meist sechs Farben angegeben: schwarz und weiß, blau und gelb, rot und grün, Mittlere Sammlung 546, und S. 405 unserer 23. Rede. Oben im Text sind sie auf vier beschränkt, weil grün schon in blau enthalten ist, schwarz aber keine geeignete Anschauung vermittelt, genau genommen keine Farbe ist.

Denn kanham, krsnam, das Wort für schwarz, ist eigentlich die Bezeichnung für dunkel, finster, und dann auch für schlecht. Daher wird, nebenbei gesagt, vom Inder die schwarze Farbe möglichst gemieden, zumal bei der Kleidung. Da ist, im alltäglichen Leben und Verkehr, weiß oder hellgelb bevorzugt, als Ausdruck einer festlichen, fröhlichen Stimmung, doch werden bei Gelegenheit und Anlaß, feierlichen Aufzügen, Versammlungen usw. heute wie einst auch prachtvolle rote oder blaue Gewänder getragen.

Die Fürsten von Vesali z.B., die Gotamo einen Besuch abstatten, fahren mit großem Gepränge aus der Stadt weg und haben, je nach ihrem Geschmack, «blau gewählt, blaue Farben, blaue Gewänder, blaue Geschmeide», oder ebenso gelb oder rot oder weiß, 16. Rede.

Wir haben denn auch vorher, im Text oben S. 593, bei der Darstellung des bestimmten Falls der Überwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns durch die Sammlung und Einigung der Aufmerksamkeit im Anblick einer rein blauen Farbe, die Hanfblüte als Beispiel, als einen Gegenstand der Betrachtung gegeben; oder auch einen «Seidenstoff, auf beiden Seiten blau gefärbt, der blau schimmert, blau scheint, blau aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, blaue, die blau schimmern, blau scheinen, blau aussehen; solche überwindend sagt man sich <Ich weiß es, ich seh' es>, nimmt es also wahr: das ist der fünfte Grad der Überwindung.»

Auf diese Weise geht es nun weiter auch mit den übrigen Farben, und ebenso mit den Begriffen von Erde, Wasser, Feuer, Luft, Raum und Bewußtsein.

Geistige Übungen der Art sind noch in der 121. und 127. Rede der Mittleren Sammlung außerordentlich schön entwickelt, wo der Mönch aus dem Gedanken <Dorf> zum Gedanken <Wald> aufsteigt, dann über die <Erde> hinaus zur <Unbegrenzten Raumsphäre> emporgelangt, und weiter zur <Unbegrenzten Bewußtseinsphäre> sich erhebt und die <Grenzscheide möglicher Wahrnehmung> erreichen kann, bis zur <geistigen Einheit ohne Vorstellung>; oder wie er einen einzelnen mächtigen Baum als <großartig> auffaßt, dann eine Gruppe solcher Bäume, ferner sodann ein Wiesenfeld <großartig> ansieht, und so fort eine weitere Landschaft, ein einzelnes Königreich, eine Reihe von Königreichen, bis er endlich dazugelangt, die vom Ozean umschlossene Erde als Einheit <großartig> aufzufassen.


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