Mit fünf Eigenschaften behaftet, ihr Mönche,
(171) fühlt sich der Laienjünger innerlich unsicher -
(172) lebt der Laienjünger mit innerer Unsicherheit im Hause -
(173) verfällt der Laienjünger, wie er sich's erwirkt, der Hölle. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
Mit fünf Eigenschaften ausgestattet, ihr Mönche,
(171) fühlt der Laienjünger Selbstvertrauen -
(172) lebt der Laienjünger voller Selbstvertrauen im Hause -
(173) gelangt der Laienjünger, wie er sich's erwirkt, in himmlisches Dasein. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater:
»Wer, o Hausvater, fünf schreckliche Übel nicht überwunden hat, der gilt als sittenlos und erscheint in der Hölle wieder. Welche fünf? Das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Ausschreitung, Lüge und der Genuß von Rauschmitteln.
Wer aber diese fünf schrecklichen Übel überwunden hat, der gilt als sittenrein und erscheint auf glücklicher Daseinsfährte wieder.
Während, o Hausvater, derjenige, der tötet, auf Grund des Tötens schreckliches Übel erzeugt in der Gegenwart, schreckliches Übel erzeugt in künftigem Dasein und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer das Töten meidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliche Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung.
Während, o Hausvater, derjenige, der Nichtgegebenes nimmt, geschlechtliche Ausschreitung begeht, lügt, Rauschmittel genießt, auf Grund davon gegenwärtig und in künftigem Dasein schreckliche Übel eneugt und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer dieses meidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliche Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. Jene schrecklichen Übel sind eben in ihm erloschen.
- Wer Lebewesen wehe tut,
- verlogen ist in seinem Wort,
- an fremdem Gute sich vergreift
- und seines Nachbarn Weib verführt,
- dem Branntwein- und dem Weingenuß
- voll Eifer hingegeben ist:
- Wer diese Übel nicht verwirft,
- der gilt fürwahr als sittenlos;
- und wenn dereinst sein Leib zerbricht,
- eilt solch ein Tor zur Hölle hin.
- Wer keinem Wesen wehe tut,
- kein falsches Wort entschlüpfen läßt,
- sich nie an fremdem Gut vergreift,
- nicht seines nächsten Weib verführt,
- zu Branntwein- und zu Weingenuß
- sich niemals hingezogen fühlt:
- Wer dieser Übel sich enthält,
- der gilt fürwahr als sittenrein;
- und wenn dereinst sein Leib zerbricht,
- eilt himmelwärts der weise Mann.
Ein Laienjünger (upāsaka) ihr Mönche, der mit fünf Eigenschaften behaftet ist, gilt unter den Laienjüngern als verächtlich, als ein Schandfleck, ein Verworfener. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
Ein Laienjünger aber, ihr Mönche, der fünf Eigenschaften besitzt, gilt unter den Laienjüngern als ein Kleinod, als eine Lilie, als ein Lotus. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
[1] kotūhala-mangaliko; wtl: er befaßt sich mit (oder verläßt sich auf) ungewöhnliche Geschehnisse (kotūhala) oder Vorzeichen (Omina).
Es begab sich da Anāthapindika, der Hausvater, in Begleitung von fünfhundert Laienjüngern zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:
»Ihr wartet da, o Hausleute, der Mönchsgemeinde auf mit Gewändern, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Doch nicht sollt ihr euch, o Hausleute, bloß damit zufrieden geben! Danach vielmehr sollt ihr auch streben: 'Von Zeit zu Zeit wollen wir die abgeschiedene Verzückung [2] erringen!' Danach, o Hausleute, sollt ihr streben!«
Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Sāriputta an den Erhabenen und sprach: »Wunderbar ist es, o Herr, erstaunlich ist es, o Herr, wie da der Erhabene so treffend gesprochen hat. Zu einer Zeit nämlich, o Herr, wenn der edle Jünger im Besitz der abgeschiedenen Verzückung verweilt, dann gibt es für ihn keine der folgenden fünf Möglichkeiten.
Zu einer Zeit, o Herr, wenn der edle Jünger im Besitz der abgeschiedenen Verzückung verweilt, da gibt es nicht für ihn diese fünf Möglichkeiten [4].« -
»Recht so, recht so, Sāriputta! Zu einer Zeit, Sāriputta, wenn der edle Jünger im Besitze der abgeschiedenen Verzückung verweilt, da gibt es für ihn keine dieser fünf Möglichkeiten.«
[2] pavivekam pītim. Pīti, 'Entzücken', ist ein Vertiefungsglied (jhānanga) der ersten und zweiten Vertiefung.
[3] kām'upasamhitam; kāma bezieht sich hier, lt. K, sowohl auf das fünffache Sinnenverlangen, wie auch auf die fünf Sinnenobjekte.
[4] In diesem Vertiefungszustand besteht also eine mit heilsamen Dingen, wie Gierlosigkeit, Haßlosigkeit, Unverblendung usw., verbundene Freude.
Fünf Arten des Handels, ihr Mönche, sollte der Laienjünger nicht ausüben. Welche fünf?
Diese fünf Arten des Handels, ihr Mönche, sollte der Jünger nicht ausüben [6].
[5] Dies schließt auch Tierzucht ein, die zum Zweck des Schlachtens oder des Verkaufs der Tiere betrieben wird.
[6] K: »Diese Arten des Handels soll man weder selbst ausüben, noch andere dazu veranlassen.« Die Enthaltsamkeit davon gehört zur fünften Stufe des Achtfachen Pfades, dem 'Rechten Lebensunterhalt' (sammā-ājīva).
»Was meint ihr, o Mönche, habt ihr wohl jemals gehört, daß, weil einer vom Töten absteht, sich des Tötens enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens vom Töten hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder sonst nach Belieben mit ihm verfahren?« - »Das wohl nicht, o Herr.« -
»So ist es, ihr Mönche. Auch ich habe niemals solches gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen eine solche Übeltat bekannt wird, daß er einen Mann oder ein Weib des Lebens beraubt hat, dann nehmen ihn die Fürsten fest, und wegen des Mordes lassen sie ihn hinrichten, gefangen setzen, verbannen oder verfahren mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?« -
»Gewiß, o Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.« -
»Was meine ihr, o Mönche, habt ihr wohl jemals gesehen oder gehört, daß, weil einer vom Diebstahl absteht, sich vom Diebstahl enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens vom Diebstahl hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder sonst nach Belieben mit ihm verfahren?« -
»Das wohl nicht, o Herr.« -
»So ist es, ihr Mönche. Auch ich habe niemals solches gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen eine solche Übeltat bekannt wird, daß er im Dorf oder im Wald sich Nichtgegebenes in diebischer Absicht angeeignet hat, dann nehmen ihn die Fürsten fest, und wegen des Diebstahls lassen sie ihn hinrichten, gefangen setzen, verbannen oder verfahren mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?« -
»Gewiß, o Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.« -
»Was meint ihr, o Mönche, habt ihr wohl jemals gesehen oder gehört, daß, weil einer von geschlechtlicher Ausschreitung absteht, sich von geschlechtlicher Ausschreitung enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens von geschlechtlicher Ausschreitung hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder mit ihm sonst nach Belieben verfahren?« - »Das wohl nicht, o Herr.« -
»So ist es, ihr Mönche. Auch ich habe niemals solches gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen eine solche Übeltat bekannt wird, daß er geschlechtliche Ausschreitung begangen hat gegen Frauen oder Mädchen anderer, dann nehmen ihn die Fürsten fest, und wegen seiner geschlechtlichen Ausschreitungen lassen sie ihn hinrichten, gefangen setzen, verbannen oder verfahren mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?« -
»Gewiß, o Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.« -
»Was meint ihr, o Mönche, habt ihr wohl jemals gesehen oder gehört, daß, weil einer vom Lügen absteht, sich des Lügens enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens vom Lügen hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder mit ihm sonst nach Belieben verfahren?« - »Das wohl nicht, o Herr.« -
»So ist es, ihr Mönche. Auch ich habe solches niemals gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen eine solche Übeltat bekannt wird, daß er durch seine falsche Aussage einem Hausvater oder dem Sohn eines Hausvaters Schaden zugefügt hat, dann nehmen ihn die Fürsten fest, und wegen seiner falschen Aussage lassen sie ihn hinrichten, gefangen setzen, verbannen oder verfahren mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?« -
»Gewiß, o Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.« -
»Was meint ihr, o Mönche, habt ihr wohl jemals gesehen oder gehört, daß, weil einer vom Genuß von Rauschmitteln absteht, sich des Genusses von Rauschmitteln enthält, die Fürsten ihn festnehmen und ihn wegen seines Abstehens vom Rauschmittelgenuß hinrichten oder gefangen setzen oder verbannen oder mit ihm sonst nach Belieben verfahren?« - »Das wohl nicht, o Herr.« -
»So ist es, ihr Mönche. Auch ich habe solches niemals gesehen oder gehört. Doch sobald von einem Menschen solche Übeltat bekannt wird, daß er infolge des Genusses von Rauschmitteln einen Mann oder eine Frau getötet hat, oder daß er im Dorf oder im Wald sich Nichtgegebenes in diebischer Absicht angeeignet hat; oder daß er sich an den Frauen oder Mädchen anderer vergangen hat; oder daß er einem Hausvater oder dem Sohne eines Hausvaters durch falsche Aussage Schaden zugefügt hat - dann nehmen ihn die Fürsten fest, und infolge seines Genusses von Rauschmitteln wird er hingerichtet, gefangengesetzt, verbannt oder man verfährt mit ihm sonst nach Belieben. Habt ihr wohl solches schon gesehen oder gehört?« -
»Gewiß, o Herr, haben wir solches gesehen und gehört, und wir werden es auch noch künftig hören.«
Es begab sich da Anāthapindika, der Hausvater, in Begleitung von fünfhundert Laienjüngern zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Darauf wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Sāriputta und sprach:
»Derjenige unter den weißgekleideten Hausleuten, Sāriputta, von dem ihr wißt, daß er sich in seinen Handlungen den fünf Sittenregeln gemäß beherrscht und daß er der vier erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustande nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung teilhaftig wird, ein solcher kann, wenn er will, von sich erklären: 'Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierreich, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom (sotāpanna) nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.'
Hinsichtlich welcher Sittenregeln aber beherrscht er sich in seinen Handlungen? Da meidet, o Sāriputta, der edle Jünger das Töten, meidet das Nehmen von Nichtgegebenem, meidet geschlechtliche Ausschreitung, meidet die Lüge, meidet den Genuß von Rauschmitteln. Hinsichtlich dieser fünf Sittenregeln beherrscht er sich in seinen Handlungen.
Welcher vier erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustände wird er nach Wunsch teilhaftig, ohne Mühe und Schwierigkeit? Da ist der edle Jünger erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen zum Vollendeten, so nämlich: 'Dies, wahrlich, ist der Erhabene: er ist der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.' Diesen ersten erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustand hat er erreicht, der da führt zur Läuterung des noch ungeläuterten Geistes, zur Klärung des noch ungeklärten Geistes.
Ferner, Sāriputta, ist der edle Jünger erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Lehre, so nämlich: 'Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, sie ist klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend: »Komm und sieh!«, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.' Diesen zweiten erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustand hat er erreicht, der da führt zur Läuterung des noch ungeläuterten Geistes, zur Klärung des noch ungeklärten Geistes.
Ferner, Sāriputta, ist der edle Jünger erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Mönchsgemeinde, so nämlich: 'Gut wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, gerade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, auf dem rechten Pfade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, geziemend wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, als da sind: die vier Paare der Heiligen, die acht Arten der Heiligen. Dies ist die Jüngergemeinde des Erhabenen. Würdig ist sie des Opfers, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke.' Diesen dritten erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustand hat er erreicht, der da führt zur Läuterung des noch ungeläuterten Geistes, zur Klärung des noch ungeklärten Geistes.
Ferner, Sāriputta, ist der edle Jünger ausgestattet mit den Sitten, wie sie den Edlen lieb sind, den ungebrochenen, unverletzten, unbefleckten, unverdorbenen, befreienden, von Verständigen gepriesenen, die unbeeinflußbar sind und die geistige Sammlung fördern. Diesen vierten erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustand hat er erreicht, der da führt zur Läuterung des noch ungeläuterten Geistes, zur Klärung des noch ungeklärten Geistes.
Dieser vier erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustände wird er nach Wunsch teilhaftig, ohne Mühe und Anstrengung.
Derjenige unter den weißgekleideten Hausleuten, Sāriputta, von dem ihr wißt, daß er sich gemäß den fünf Sittenregeln in seinen Handlungen beherrscht und daß er der vier erhaben-geistigen, gegenwärtig beglückenden Zustände nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit teilhaftig wird, ein solcher kann, wenn er will, von sich erklären: 'Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierreich, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.'«
- »Der Hölle Schrecken eingedenk,
- vermeide jede böse Tat
- der weise Mann, der auf sich nahm,
- was als die 'edle Satzung' [7] gilt.
- Er tue keinem Wesen weh,
- selbst nicht, wenn er die Macht besitzt;
- sprech' nie bewußte Falscheit aus,
- vergreif' sich nicht an fremdem Gut.
- Mit eigenen Frauen begnüg' er sich,
- begehre nicht des anderen Weib.
- Dem Wein und Rauschtrank bleib' er fern,
- da er den Geist verworren macht.
- Des Buddha sei er eingedenk
- und sinne über das Gesetz,
- er übe liebevollen Sinn,
- der aufwärts führt zur Himmelswelt.
- Wenn der nach Gutem Strebende
- die Gaben, die bereitet sind,
- zuerst den Heiligen verteilt,
- erwächst den Gaben hoher Lohn.
- Die Heiligen will ich weisen dir;
- so hör' mich, Sāriputta, an:
- (von hier an gleichlautend mit den Versen in A.III.58)
- sei es ein schwarzes oder weißes Rind,
- ein rötlich oder gelblich braunes,
- ob es gefleckt, von einer Farbe auch,
- ob taubenfarbig, wie's auch sei:
- ist's nur ein gut gezähmter Stier,
- der kräftig als ein Lasttier dient,
- mit edler Schnelligkeit dahineilt,
- nur solchen spannt man ins Geschirr,
- doch auf die Farbe sieht man nicht.
- Ebenso ist's bei den Menschen:
- ob sie Krieger, Priester, Bürger,
- Diener, Feger, ob Candālas,
- wer da unter allen diesen,
- welcher Kaste er auch sein mag,
- selbstbeherrscht ist und gesittet,
- rechtlich ist und sittenrein,
- Wahrheit spricht und schamhaft ist;
- entgangen der Geburt, dem Tode;
- heiliges Leben ganz erfüllend,
- wer lastbefreit und ohne Fesseln,
- wer pflichtenledig, triebversiegt,
- ein Meisterkenner aller Dinge,
- der haftlos die Erlösung schaut -
- auf solchem unbeflecktem Boden
- da bringen Gaben hohen Lohn.
- Doch die unverständigen Toren,
- einsichtslos und ohne Kenntnis,
- spenden außerhalb die Gaben,
- suchen nicht die Heiligen auf.
- Die solch Heilige verehren,
- solche wahrhaft hehre Weisen,
- deren Glauben zum Erhabenen
- tief verwurzelt, standhaft ist,
- diese gehen hin zum Himmel
- oder hier zu hohem Stande;
- und allmählich zum Nibbāna
- werden weise sie gelangen.«
[7] ariya-dhamma; K: die fünf Sittenregeln.
Einstmals befand sich der Erhabene, von einer großen Schar von Mönchen begleitet, auf einer Wanderung durch das Land der Kosaler. Während der Erhabene aber die Straße entlang zog, bemerkte er einen großen Wald von Sal-Bäumen. Und als er ihn bemerkte, bog er vom Wege ab und begab sich zu jenem Sal-Walde. Dort angelangt, ging er in den Wald hinein, und an einer gewissen Stelle zeigte er ein Lächeln. Da dachte der ehrwürdige Ānanda: »Was ist wohl der Grund, was die Ursache, daß der Erhabene ein Lächeln zeigt? Nicht ohne Grund lächeln [8] die Vollendeten.« Und der ehrwürdige Ānanda sprach zum Erhabenen:
»Was ist wohl der Grund, o Herr, was die Ursache, daß der Erhabene ein Lächeln zeigt? Nicht ohne Grund lächeln die Vollendeten.« -
»Einstmals, Ānanda, befand sich an dieser Stelle eine reiche, blühende, dicht bevölkerte Stadt, die von Menschen wimmelte. Bei jener Stadt aber, Ānanda, lebte Kassapa, [9] der Erhabene, Heilige, Vollkommen Erleuchtete. Kassapa nun, der Vollkommen Erleuchtete, hatte einen Laienjünger namens Gavesī, der die Sittenregeln nicht erfüllte. Unter ihm bekannten sich fünfhundert als Laienjünger und wurden von ihm unterwiesen; doch auch diese erfüllten nicht die Sittenregeln.«
»Da dachte Gavesī, der Laienjünger: 'Wahrlich, eine große Stütze bin ich diesen fünfhundert Laienjüngern, bin ihr Führer und Unterweiser; doch weder erfülle ich die Sittenregeln, noch tun es diese. Somit sind wir uns darin ganz gleich, und keiner übertrifft den anderen. Sollte ich nicht die anderen übertreffen?' Und Gavesī begab sich zu jenen fünfhundert Laienjüngern und sprach: 'Mögen die Verehrten von mir wissen, daß ich von heute ab die Sittenregeln erfüllen werde.' Da aber dachten jene fünfhundert Laienjünger: 'Wahrlich, der verehrte Gavesī ist uns eine große Stütze, ist unser Führer und Unterweiser. Nun will der verehrte Gavesī die Sittenregeln erfüllen. Warum sollten nicht auch wir das können?' Und jene fünfhundert Laienjünger begaben sich zu Gavesī und sprachen zu ihm: 'Möge der verehrte Gavesī wissen, daß wir fünfhundert Laienjünger von heute ab die Sittenregeln erfüllen werden.'«
»Da aber dachte Gavesi: 'Wahrlich, eine große Stütze bin ich diesen fünfhundert Laienjüngern, bin ihr Führer und Unterweiser. Ich erfülle nun die Sittenregeln, und auch diese fünfhundert Laienjünger tun es. Somit sind wir uns darin ganz gleich und keiner übertrifft den anderen. Sollte ich nicht die anderen übertreffen?' Und Gavesī begab sich zu ihnen und sprach: 'Mögen die Verehrten von mir wissen, daß ich von heute ab keusch und enthaltsam leben werde, abgewandt von der Begattung, der gemeinen.' Da aber dachten jene fünfhundert Laienjünger: 'Wahrlich, der verehrte Gavesī ist uns eine große Stütze, ist unser Führer und Unterweiser. Nun will der verehrte Gavesī keusch und enthaltsam leben, abgewandt von der Begattung, der gemeinen. Warum sollten nicht auch wir das können?' Und sie begaben sich zu Gavesī und sprachen: 'Möge der verehrte Gavesī wissen, daß wir fünfhundert Laienjünger von heute ab keusch und enthaltsam leben werden, abgewandt von der Begattung, der gemeinen.'«
»Da dachte Gavesī: 'Wahrlich, eine große Stütze bin ich diesen fünfhundert Laienjüngern, bin ihr Führer und Unterweiser. Ich erfülle nun die Sittenregeln, und auch diese tun es; ich lebe nun keusch und enthaltsam, und auch diese tun es. Somit sind wir uns darin ganz gleich, und keiner übertrifft den anderen. Sollte ich nicht die anderen übertreffen?' Und Gavesī begab sich zu ihnen und sprach: 'Mögen die Verehrten von mir wissen, daß ich von heute ab nur noch zu einer Tageszeit (d.i. am Vormittag) Nahrung zu mir nehmen werde, nachts nüchtern bleibe, mich des Essens zur Unzeit enthalte.' Da aber dachten jene fünfhundert Laienjünger: 'Wahrlich, der verehrte Gavesī ist uns eine große Stütze, ist unser Führer und Unterweiser. Nun will der verehrte Gavesī nur noch zu einer Tageszeit Nahrung zu sich nehmen, nachts nüchtern bleiben, sich des Essens zur Unzeit enthalten. Warum sollten nicht auch wir das können?' Und sie begaben sich zu Gavesī und sprachen: 'Möge der verehrte Gavesī wissen, daß wir fünfhundert Laienjünger von heute ab nur noch zu einer Tageszeit Nahrung zu uns nehmen werden, nachts nüchtern bleiben, uns des Essens zur Unzeit enthalten.'«
»Da dachte Gavesī: 'Wahrlich, eine große Stütze bin ich diesen fünfhundert Laienjüngern, bin ihr Führer und Unterweiser. Ich erfülle nun die Sittenregeln, und auch diese tun es; ich lebe keusch und enthaltsam, und auch diese tun es; ich nehme nur noch zu einer Tageszeit Nahrung zu mir, und auch diese tun es. Somit sind wir uns darin ganz gleich, und keiner übertrifft den anderen. Sollte ich nicht die anderen übertreffen?' Und Gavesī, der Laienjünger, begab sich nun zu Kassapa, dem Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erleuchteten und sprach also zu ihm: 'Möchte ich doch, o Herr, unter dem Erhabenen die Weltentsagung (pabbajjā, die Novizenweihe) vollziehen dürfen und die Mönchsweihe (upasampadā, die volle Mönchs- oder Bhikkhu-Weihe) erhalten!' Und der Laienjünger Gavesī vollzog unter Kassapa, dem Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erleuchteten, die Weltentsagung und erhielt die Mönchsweihe. Nicht lange aber nachdem er Mönch geworden, da verweilte Gavesī, der Mönch, einsam, abgeschieden, unermüdlich, eifrig und entschlossen; und bald darauf hatte er jenes höchste Ziel der Heiligkeit, dem zuliebe edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, schon bei Lebzeiten selber erkannt, es verwirklicht und sich zu eigen gemacht. Und er erkannte: 'Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel; getan ist, was zu tun war; nichts weiteres mehr nach diesem hier.' So war Gavesī, der Mönch, einer der Heiligen geworden.«
»Da aber dachten jene fünfhundert Laienjünger: 'Wahrlich, der verehrte Gavesī ist uns eine große Stütze, ist unser Führer und Unterweiser. Nun aber hat der verehrte Gavesī sich Haar und Bart geschoren und ist, mit dem fahlen Gewande bekleidet, vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. Warum sollten nicht auch wir das können?' Und jene fünfhundert Laienjünger vollzogen unter Kassapa, dem Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erleuchteten, die Weltentsagung und erhielten die Mönchsweihe.«
»Da aber dachte Gavesī, der Mönch: 'Ich vermag da dieses unvergleichlichen Glückes der Befreiung nach Wunsch teilhaftig zu werden, ohne Mühe und Schwierigkeit. Ach, daß doch auch diese fünfhundert Mönche dessen teilhaftig würden!' Und während da jene fünfhundert Mönche einsam, abgeschieden, unermüdlich, eifrig und entschlossen verweilten, da erreichten sie jenes höchste Ziel der Heiligkeit, dem zuliebe edle Söhne gänzlich von Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, es noch bei Lebzeiten selber erkennend und verwirklichend. Und sie erkannten: 'Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel, getan ist, was zu tun war; nichts weiteres mehr nach diesem hier.'«
»So hatten denn, Ānanda, jene fünfhundert Mönche, indem sie, von Gavesī geleitet, nach immer Höherem, immer Edlerem strebten, das unvergleichliche Glück der Befreiung verwirklicht.«
»Darum, Ānanda, möget ihr danach trachten: 'Nach immer Höherem, immer Edlerem strebend, wollen wir das unvergleichliche Glück der Befreiung verwirklichen!' Das, Ānanda, sei euer Streben!«
[8] Über das Lächeln der Heiligen s. Wtb: hasituppāda-citta; Compendium of Philosophy (Abhidhammattha-Sangaha), trsl. by Shwe Zan Aung (London 1929, PTS), p. 20 ff.
[9] Kassapa soll der dem Buddha Gotama vorangegangene Buddha gewesen sein. Nach buddhistischer Auffassung sind nämlich schon unzählbare Buddhas in der Welt erschienen.